Romkerhall
Geschichte der Königlich- Hannoveranischen- Kammergut- Staatsdomäne Romkerhall

Romkerhall nach 1866

Preußische Hegemonie

Die Jahre nach 1866, dem Jahr der unrechtmäßigen Okkupation und Annexion, sind geprägt von der Absicht Bismarcks, dass souveräne, freie Leben der Hannoveraner zu unterdrücken und auf preußisches Verständnis gleichzuschalten. Dies geschieht mit zweierlei Mittel: Zunächst wurde die Presse alimentiert, die Form der Propaganda zu drucken, die den Vorstellungen des Bismarck konform. Des Weiteren erfolgt die Gewalt gegen die treuen Hannoveraner, das begann mit dem Verbot der Landesfahnen und gipfelte in einen Schauprozess gegen den Grafen Platen zu Hallermund. Zu den Hintergründen:

Königin Marie von Hannover war auf Schloss Marienburg verblieben. Das wussten die treuen Hannoveraner zu schätzen. Die tapfere Frau ertrug die Demütigungen, von denen Bismarck stets mehr Gebrauch machte, war dennoch voller Hoffnung. Ich verweise an dieser Stelle auf folgende hervorragende Publikation: Willis, Geoffrey Malden: "Hannovers Schicksalsjahr 1866 im Briefwechsel König Georgs V. mit der Königin Marie." - Hildesheim 1966, August Lax Verlagsbuchhandlung.

Bismarck hat zu dieser Zeit zwei Ziele: Neben der Staatskasse des Königreichs Hannover hatte er es ebenfalls auf die privaten Besitztümer des Königs Georg V. abgesehen, auch der Welfenschatz gehörte dazu. Diese Mittel flossen später unter anderen in den sogenannten "Reptilienfonds", woraus sowohl die Presse alimentiert wurde, als auch der König Ludwig II. damit dieser Zustimmung zur Berufung des preußichen Königs zum Kaiser erteilte. Das Privatvermögen der Königin Marie, wie Schloss Marienburg, fand darauf  keine Anwendung, schließlich war Königin Marie diesbezüglich als Privatperson anzusehen. Das unbewegliche Staatseigenthum - und nur Staatseigenthum ist nach Grundsätzen des neueren Völkerrechtes beim Landkrieg Gegenstand der Occupation. Entzogen ist der occupatio bellica deshalb auch das gesammte Privat- resp. Chatullgut des depossedirten Souveräns und das fideicommissarische und sonstige Familiengut der vertriebenen Dynastie. Dazu gehört auch ihr Recht am s. g. Domanium oder Kammergut. Auch den Jagdsitz König Georgs V, Romkerhall „beschlagnahmte“ Bismarck nicht. Sicherlich fürchtete er die Reaktion des Sächsichen Königshauses auf eine Provokation einer unrechtmäßigen Annexion Romkerhalls, da König Georg V. Romkerhall seiner Gattin Königin Marie (1818-1907), einer Prinzessin aus dem Hause Sachsen, zum Geschenk gemacht hatte. Romkerhall behielt seinen Status. Das Haus wurde von Lüer, als Hotel, weiter betrieben.

Der Verbleib der Königin Marie blieb Bismarck jedoch ein Dorn im Auge. Um dies zu unterbinden wurde eine Intrige ersonnen und inszeniert: Die Handlungsstrategie beruhte auf einer angeblichen Meldung einer Person, die beabsichtigte Gewähre zu kaufen, Vorwand zur Verhaftung eines Briefboten, obschon die getragenen Briefe alle privater Natur, wurden einige Hannoveraner verhaftet und die sogenannte "Welfenverschwörung" erfunden. Den Grafen von Platen lud man zum Hochverrathsprozeß, da er plötzlich und ohne sein Wissen preußischer Bürger geworden sein sollte. Im Zuge dieser absolut ausgedachten Szene setzt man Kgn. Marie vor ein Ultimatum: Wenn sie in Marienburg verbliebe, würden alle Angestellten gegen preußisches Personal ausgetauscht werden, Inhaftierung also.  Für detailliertere Darstellung verweise ich auf: Klopp, Onno: "Der Berliner Hochverrathsprozeß gegen den königlichen hannöverschen Staats-Minister Grafen Adolf von Platen zu Hallermund. Mit den staatsrechtlichen Gutachten der Herren St.-R. Zachariae und R.-R. Neumann. - München, 1868


Ihre Majestät Königin Marie - Januar 1907

Ihre Majestät Königin Marie - Januar 1907


Der rechtmäßige König ging mit seiner Frau Königin Marie (1818-1907), und seinen drei Kindern ins Exil nach Österreich.

König Georg V. von Hannover hat die unrechtmäßige Annexion nicht anerkannt und auf den Thron nicht verzichtet.

Sein einziger Sohn, Kronprinz Ernst August (1848-1923) nahm im österreichischen Exil 1878 den Titel Herzog von Cumberland an, verzichtete dabei aber nicht auf den Thron in Hannover.




Preußische Diktatur

Siegelmarke Diktatur Preussen in Hannover

Preußen hat die hannoversche Staatsverfassung in Betreff der Ausübung der Staatsgewalt, der Rechte der allgemeinen Stände u. s. w. für sich nicht als verbindlich betrachtet. Es hat nach der Occupation und der im September 1866 sanktionirten Vereinigung Hannovers mit der preußischen Monarchie bis zum 1. Oktober 1867 eine unbeschränkte Diktatur über Hannover ausgeübt, bestehende Gesetze und Einrichtungen blos im Wege königlicher Verordnung geändert. Dies alles wäre rechtlich unmöglich gewesen, wenn eine Succession in die hannoversche Staatsgewalt, in das Souveränetätsrecht des depossedirten Königs von Hannover stattgefunden hätte.  Siehe: Gutachten St.-R. Zachariae





1889

Auszug aus dem Reisebericht des Dr. Robert Geißler

Aus: "Illustrierte Zeitung; Nr. 2379. 92. Bd.; Leipzig und Berlin, 2. Februar 1889."  

"Im Okerthale, welches unmittelbar vom Hüttenorte Oker aus in das Gebirge führt, erschließt sich ein herrlicher Aufstieg in den Oberharz. Die neue Landstraße, zwischen steilen Bergen hinaufführend, hat dem berühmten Platze nichts von seiner altbekannten Schönheit genommen. Neben dem nun bequemern Wege schämt der Wildstrom dem Wanderer immerfort entgegen und ist in seinem unbaändigen Drängen von der Höhe der jetzigen Straße aus erst recht beschaulich geworden. Die erste Wegestunde hinauf haben sich malerische Fabrikanlagen in die Schlucht gedrängt und bemühen sich, dem Strom etwas von seiner Kraft für ihren Betrieb abzugewinnen. Diese Anlagen, Röhrenleitungen, Schleusen und Gefälle bilden unwillkürlich eine malerische Beigabe zu dem romantischen Weben der Natur. Durch das Sprengen der Felsen behufs Anlage der Landstraße sind große Steinblöcke zu den bereits im Wasser vorhandenen gestürzt und zwingen die schäumenden Wellen zu grotesken Tänzen. Links und rechts steigen die mit Fichten besetzten Wände in die Höhe, unerkletterbar an vielen Stellen. Nach und nach wird der Auffstieg enger, und die Spuren gewerblicher Anlagen hören auf. Plötzlich an einer Stelle, welche den Gedanken aufkommen lassen könnte, hier sei es mit dem Weitermarschiren aus, biegt sich der Pfad, ein Haus wird sichtbar, und demselben gegenüber plätschert ein Gewässer über einen steilen, aber doch bewachsenen Felsen herunter, im hohen Sommer manchmal nur in geringen Mengen, im Frühjahr und Herbst reichlich und rauschend, aber im Winter und unter günstigen Umständen schießt, steigt und hängt es hernieder in großartiger Wucht und Pracht. Es ist der Romker Wasserfall.


Romkerhall nach 1866


Wenn plötzlich Kälte eintritt, die das über die Felswand herabstürzende Gebirgswasser überfällt, von den Seiten her eindämmt und Einfassungsmauern bildet, während der Strom dieselben überspringt und neue Bahnen sucht, so kennzeichnet sich sein erstess Uebergleiten der Hindernisse dadurch, daß sich Eiszapfen bilden, welchen dann Rinnsal an Rinnsal erstarrend sich anhängt, und das was wir im kleinen an Dächern der Häuser sehen, ganz dasselbe bildet sich hier im großen zu Eiszapfen von ganz gewaltiger Länge und Dicke aus. Dieselben sind meist nadelscharf, denn an der Spitze sind es fast immer nur einzelne Tropfen, welche sich anhängen. Das meiste von dem erstarrten Wasser geht in die Breite und verleiht so dem einzelnen zapfen eine feste, kernige Gestalt. So wächst das Eisgebeilde nach vorn heraus, indem ein Zacken sich über den anderen hinausbaut; so wächst das Eisgebilde auch in die Breite bis an Seitenstellen, wohin die Sommersträhnen des Wassers sonst nie reichen. Es sucht sich Platz, und da sich derselbe Vorgang des Überströmens of wiederholt, so erneuern sich auch dieselben Wirkungen. Dann treten manchmal wunderliche, wechselnde Erscheinungen zu Tage. Meist erinnert der Bau an eine riesige Orgel, dann an Fächerpalmen und ähnliches. In den Grundzügen, weil aus denselben Ursachen entspringend, sieht der gefrorene Wasserfall das eine wie das andere mal aus und doch wieder recht verschieden. Da wirken der Wind mit und die Kältegrade, der Sonnenschein und die Menge des zufließenden Wassers. Unser Bild zeigt die ganze Höhe des Falls; sie beträgt etwas über 200 Fuß."



Im Jahre 1906


Ausflug am Flußbett der Oker September 1906

Hier eine Ansicht am Flußbett der Oker im September des Jahres 1906 mit der Rückseitigen Partie des Hauses. Zu diesem Zeitpunkt ist das Gebäude und der Wasserfall von hieraus nur über die Romker-Brücke erreichbar.




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