Romkerhall
Geschichte der Königlich- Hannoveranischen- Kammergut- Staatsdomäne Romkerhall

22. Juni.


Am 2. Marschtage war, nachdem schon der erste sehr heiß gewesen, die Luft besonders drückend und schwül. Der über 4 Meilen betragende Marsch wurde daher für die nun bereits seit 8 Tagen sehr angestrengten Truppen äußerst beschwerlich, und namentlich die Infanterie war, als die Armee spät Nachmittags an ihren Bestimmungsorten eintraf, stark erschöpft.

Um sie zu erleichtern, hatten einige Brigade-Commandeure schon von einer am Tage zuvor von Seiner Majestät dem Könige ertheilten Erlaubniß, einen Theil des Tornister-Inhalts und eventuell diese selbst zurückzulassen, Gebrauch gemacht, und verschiedene Mondirungsstücke &c. an Ruhepuncten während des Marsches neben der Straße ablegen lassen. Zur Sammlung dieser Effecten, sowie der Maroden, wurde der Oberstlieutenant Graf Kielmansegge mit einem Theile der Cavallerie der Brigade de Baur bei Dingelstädt zurückgelassen und beauftragt, sich demnächst mit der später dort eintreffenden Arriergarde der Armee zu vereinigen. Die Brigade de Baur verfügte demnach bis zum 26. Juni nur noch über etwa 60 Pferde ihres Cavallerie-Regiments.

Am Abend dieses Tages nahm die Armee folgende Stellungen ein:

An der Tête: Brigade Bülowow mit dem Gros bei Seebach, die Avantgarde nebst der 2. reitenden Batterie nach Heroldshausen, 1 Bataillon und 1 Schwadron (unter Oberstlieutenant Knipping) nach Groß-Gottern vorgeschoben.

Die Brigade war vor dem Abmarsche durch  die Batterien Röttiger und Blumenbach der Reserve-Artillerie verstärkt worden, von denen die zuletzt genannte Batterie jedoch nach dem Marsche wieder zur Reserve zurückging.

Reserve-Cavallerie: bei Höngeda.

Rechts: Brigade Bothmer bei Eigenrieden, Vortruppen gegen Wanfried;

Links: Brigade Knesebeck in Mühlhausen, mit 1 Bataillon und 1 Schwadron bei Felchta.

Reserve-Artillerie &c.: Mülhausen.

Hauptquartier: Mülhausen.

Armee-Train: Helmsdorf.

Arriergarde: Dingelstädt.

Von feindlichen Truppen war weder in Mülhausen, welches wieder, um den Telegraphen zu zerstören und Rewuisitionen anzukündigen, vor dem Einrücken der Avantgarde durch 1 Schwadron unter Führung des Majors von Jacobi besetzt wurde, noch sonst irgendwo im Laufe des Tages etwas angetroffen. Aber am Nachmittage meldeten die Vortruppen von verschiedenen Seiten, daß am Morgen feindliche Cavallerie und auch Infanterie in Langula gewesen sei, jedoch sich wieder zurückgezogen habe.

Im Hauptquartiere schloß man hieraus, daß die leicht zu vertheidigen Defiléen des "Hainich" von feindlicher Infanterie besetzt seien. In dem Falle aber war es sehr mißlich, sich den Weg durch jenes Waldgebirge zu bahnen, weil, wenn man durch Gefechte dort angehalten wurde, die Verpflegung unmöglich war. Der eiserne Bestand war bei den meisten Abtheilungen völlig aufgezehrt und ein Ersatz nicht zu beschaffen gewesen. Außerdem erschien es sehr zweifelhaft, ob die bereits sehr abgematteten Bespannungen des Fuhrwesens die bedeutenden Steigungen zu überwinden im Stande sein würden. Der commandirende General entschied sich deshalb dafür, zunächst auf Langensalza zu marschiren, die vorgeschobene Brigade Bülow bis Oster-Behringen (an dem von Langensalza nach Eisenach führenden Wege) vorrücken zu lassen, zugleich aber mit den bei Fechta stehenden Truppen der Brigade Knesebeck (Garde-Jäger_Bataillon und 1 Schwadron) über Langula gegen die Debouchen des "Hainich" zu demonstriren.

Es wurde hiernach spät Abends die (als Nr. 12) anliegende Marschdisposition für den nächsten Tag ausgegeben.


Fortsetzung des officiellen Kriegsberichtes: 23. Juni


 


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