Romkerhall
Geschichte der Königlich- Hannoveranischen- Kammergut- Staatsdomäne Romkerhall

30. Juni.


Für den Rücktransport der Truppen in das Königreich Hannover mittelst 16 Extrazügen auf der Eisenbahn von Gotha über Magdeburg nach Hildesheim und Celle wurde der anliegende (Anlage 24) Fahrplan festgestellt. In Magdeburg sollte ein längerer Verpflegungshalt stattfinden. Hildesheim und Celle waren aus Zweckmäßigkeitsgründen als Ausgangspuncte des Transports gewählt, um dort von den einzelnen Abtheilungen zunächst die dienstliche Abfertigung der Mannschaften erledigen, und dann (nach etwa 24stündigem Aufenthalte) deren Weiterbeförderung in ihre Heimath eintreten zu lassen. In letzterer Beziehung wurde bestimmt, daß diejenigen Soldaten, welche ihrer Militärpflicht oder ihrer freiwilligen Capitulation genügt hätten, verabschiedet, alle übrigen Soldaten aber auf unbestimmte Zeit ohne Sold beurlaubt werden sollten. Die Officiere und Unterofficiere &c., welche nach den betreffenden Bestimmungen der Capitulation im Genusse ihrer Diensteinnahmen verblieben, hatten von dem Zeitpuncte der Auflösung der Mannschaften ihrer Abtheilungen an sich als Beurlaubte zu betrachten.

Der echelonweise Abmarsch der Truppen nach Gotha begann mit der Brigade Bülow am 30. Juni Mittags und dauerte bis zum Nachmittage des 1. Juli. In der Beförderung der Eisenbahnzüge von Gotha ab traten aber bald, in Folge eingeschobener preußischer Truppentransporte, bedeutende Unregelmäßigkeiten ein, so daß die Truppen in jener Stadt von Stunde zu Stunde beim schlechtesten Wetter ohne Obdach auf denAbgang ihrer Züge warten mußten. Zum Glück war dort eine Menge von Lebensmitteln aus Hannover eingetroffen, welche auf die Kunde von der Schlacht bei Langensalza und von dem großen Mangel der Armee durch freiwillige Gaben rasch zusammengebracht waren. Die Mannschaft konnte daher in Gotha reichlich verpflegt und auch für die Eisenbahnfahrt noch mit Mundvorräthen versehen werden.

Für die zurückbleibenden Verwundeten der hannover’schen Armee war mit den von allen Seiten sich darbietenden Mitteln von nun an ebenfalls in jeder Weise gesorgt. Zur Behandlung und Pflege derselben in den Lazarethen von Langensalza, Merxleben und Kirchheiligen blieben, unter Leitung des Generalstabsarztes Dr. Strohmeyer, sämmtliche disponible Militärärzte in Function. Auch die Sanitäts-Compagnie erhielt Befehl, mit ihrem gesammten Bestande an Chargen und Mannschaften für den Dienst der Hospitäler in Langensalza zu verbleiben.

Generallieutenant von Arentschildt verließ diese Stadt mit seinem Stabe um 10 Uhr Morgens am 1. Juli. Die Abfahrt von Gotha verzögerte sich indeß von 5 Uhr Nachmittags bis zum nächsten Morgen 9 Uhr. Der General kam daher erst am 3. Juli Morgens 4 Uhr in Hannover an, wo das Hauptquartier aufgelöst wurde.

Mit dem 5. Juli war sie Auflösung der Armee vollendet.

Es verdient dabei nicht unerwähnt zu bleiben, daß in den trüben Tagen nach der Capitulation kein Exceß die musterhafte Haltung der Truppen störte, die sie in der drückendsten Lage, welche über eine brave Armee verhängt werden kann, von Anfang bis zu Ende bewahrten. Sie bewiesen hierdurch, vielleicht mehr noch als durch ihre Tapferkeit vor dem Feinde und ihre Ausdauer in Entbehrungen und Strapazen, ein wie tüchtiger Geist in dieser Armee lebte, wie sehr sie des hannover’schen Namens und eines besseren Looses würdig war.

Hannover, im September 1866.


Fortsetzung des officiellen Kriegsberichtes: Anlage 1


 


zur Übersicht