Romkerhall
Geschichte der Königlich- Hannoveranischen- Kammergut- Staatsdomäne Romkerhall

27. Juni.


Mit Tagesanbruch lagerten die Truppen in der Nähe der für sie bestimmten Gefechtsstellungen wie folgt:

Brigade Bülow mit den Batterien der Reserve-Artillerie bei Thamsbrück;

Brigade de Baur in und bei Merxleben;

Brigade Bothmer bei Rägelstebt;

Brigade Knesebeck mit der Reserve-Cavallerie, hinter dem Centrum Merxleben;

Munitions-Colonne und Artillerie-Depot, Armee-Train und gesammte Bagage bei Kirchheilingen, woselbst auch mit allen vorhandenen Mitteln Hospital-Einrichtungen getroffen wurden.

Als Vortruppen waren von der Brigade de Baur das Regiment Herzog von Cambridge-Dragoner (3 Schwadronen) in der Stellung bei Henningsleben, 1 Bataillon Infanterie in Lanhensalza zurückgelassen. Beide Flanken und der Rücken der Stellung wurden von den übrigen Brigaden durch Beobachtungsposten &c. gesichert.

Seine Majestät der König und der commandirende General mit dem Stabe hatten Langensalza bald nach Mitternacht verlassen und auf freiem Felde nördlich von Merxleben den Anbruch des Tages erwartet. Als in den ersten Morgenstunden ein Angriff nicht erfolgte, etablirte sich das Hauptquartier in Merxleben. Seine Majestät der König nahm Quartier in Thamsbrück. Die Truppen begannen abzukochen, und auf dem rechten Flügel der Hauptposition wurde mit den Pionier-Compagnien und Infanterie-Mannschaften der Brigade Bülow unter Leitung des Oberstlieutenants Oppermann die Anlage von Batterien begonnen, in denen die vom Artillerie-Depot mitgeführten 10 Reserve-Geschütze placirt werden sollten. Man glaubte nun, daß auch dieser Tag ohne Kampf vergehen würde. Verschiedene, allerdings wenig verbürgte, Nachrichten besagten, daß die Bayern entlich im entschiedenen Vorrücken begriffen seien und am 25. Juni schon in Bacha gestanden hätten. Manche Anzeichen ließen sich auch dahin deuten, daß die preußischen Streitkräfte nach jener Richtung hin abgezogen würden. Es erwachten daher bereits neue Hoffnungen auf einen glücklichen Ausgang unserer Operationen, als gegen 10 Uhr Vormittags das Anrücken des Feindes aus der Richtung von Gotha auf Langensalza im Hauptquartiere gemeldet wurde.

Der Angriff erfolgte gegen alle Erwartungen nur in dieser einen Richtung durch das bei Gotha zusammengezogene Corps des Generalmajors von Flies und endigte mit einem vollständigen Siege der hannover'schen Waffen. Der Verlauf dieses Treffens ist Gegenstand einer besonderen Relation. Der Feind zog sich mit einem verluste von etwa 1500 Todten und Verwundeten, über 900 Gefangenen (ausschließlich der Verwundeten) und 2 Geschützen, von unserer Cavallerie bis Illeben verfolgt, nach Gotha zurück. Eine weitere Verfolgung mußte man sich versagen, weil die Truppen nach drei ruhelosen Nächten von Anstrengungen, Durst und Hunger erschöpft waren. Ein großer Theil derselben war auch an diesem Tage, da der Angriff vor beendigtem Abkochen erfolgte, um alle Verpflegung gekommen.

Seine Majestät der König zog von Neuem in Langensalza ein, und erließ von dort eine Ansprache an die Armee (Anlage 19), in welcher der Tapferkeit und den Leitungen der Truppen und ihrer Führer die höchste Anerkennung ausgesprochen wurde.

Für die Nacht nahm die Armee folgende Stellung ein:

Hauptquartier: Langensalza;

Brigaden Knesebeck, Bülow und Bothmer: in und bei Langensalza,

Brigade de Baur: in und bei Merxleben;

Reserve-Cavallerie: Bivouac beim Siechenhause vor Langensalza;

Reserve-Artillerie: Batterien in Langensalza Munitions Colonne &c. in Merxleben;

Armee-Train: bei Kirchheiligen, später bei Langensalza;

Feld-Hospitäler: in Kirchheiligen, Merxleben, Langensalza und Umgegend;

Vortruppen: zur Beobachtung in den Richtungen nach Gotha, Eisenach und Mühlhausen.

 


Fortsetzung des officiellen Kriegsberichtes: 28. Juni