Romkerhall
Geschichte der Königlich- Hannoveranischen- Kammergut- Staatsdomäne Romkerhall

21. Juni.


Am 21. Juni früh brach die Armee, Seine Majestät den König und Seine Königliche Hoheit den Kronprinzen in ihrer Mitte, aus den Cautonnirungen in und bei Göttingen auf, und führte den Marsch nach Heiligenstadt in der aus der Anlage 9 ersichtlichen Marschform im Wesentlichen der Disposition gemäß aus. Die Reserve-Artillerie (nebst Munitionscolonne und Artillerie-Depot) wurde noch bis Geißleben vorgeschoben und der Armee-Train durch das Bremker Thal bis an dessen südöstlichen Ausgang durchgezogen. Die Arriergarde folgte, erhaltener Weisung gemäß, am Abend noch über Göttingen hinaus bis Geismar, während die an der Tète der Armee befindliche Brigade Bülow ihre Avantgarde an der Straße nach Mülhausen bis Helmsdorf vorschob. Die dazwischen echellonirten Brigaden sicherten durch die erforderlichen Detachements die ausgedehnten Flanken.

Die Telegraphen-Verbindungen von Heiligenstadt waren schon eine Stunde früher, als die Armee dort anlangte, durch den mit einer Schwadron voraus geeilten Major von Jacobi vom Generalstabe unterbrochen.

Bevölkerung und Communal-Behörden *), an welche die in der Anlagen (unter Nr. 10) enthaltene Proclamation des commandirenden Generals vertheilt wurde, kamen bereitwillig den Bedürfnissen der Truppen entgegen. Dennoch war aus dem wenig wohlhabenden stark belegten Rayon, welchen die Armee inne hatte, die Verpflegung für den Tag nicht ausreichend zu beschaffen, so daß schon jetzt zum Theil auf den nur schwachen eisernen Bestand der Truppen gegriffen werden mußte. 

*)  Die Landräthe und sonstigen Königlichen Verwaltungsbeamten hatten stets vor dem Erscheinen der hannover'schen Truppen ihre Posten verlassen, so daß eine Vermittlung von ausgedehnten Lieferungen für die Armee durch jene Organe nicht möglich war. 

Man war daher immer nur auf die in der unmittelbaren Gewaltsphäre der Truppen liegenden Gemeinden angewiesen.

Am Nachmittage des 21. Juni erfuhr man im Hauptquartiere zu Heiligenstadt durch eine sehr zuverlässige vertraute Person, daß 1 Bataillon Infanterie (auf Wagen), 1 Schwadron und 1 halbe Batterie von Cassel nach Eschwege transportirt seien. Man vermuthete daher Wanfried, nach der Disposition für den folgenden Tag das MArschziel der rechten Colonne, nicht mehr frei vom Feinde zu finden, und beschloß deshalb, weil es Absicht war jeden Kampf und Zeitverlust möglichst zu vermeiden, mit den beiden Colonnen sich nicht auf Mühlhausen und Wanfried, sondern auf Mühlhausen und Eigenrieden zu dirigiren. Die demgemäß veränderte Marsch-Disposition für den 22. Juni befindet sich (als Nr. 11) unter den anlagen.


Fortsetzung des officiellen Kriegsberichtes: 22. Juni


 



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